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Der Kalender hat eine Ahnenreihe, die bis ins fünfte Jahrtausend v. Chr. zurückreicht. Im Jahre 4221 vor der Zeitrechnung soll, so nimmt man heute an, der ägyptische Kalender geschaffen worden sein. Natürlich war er noch kein Büchlein, sondern zunächst nur eine Vorstellung davon, wie sich ein Jahr aufgliedert und wie die einzelnen Jahreszeiten sich aneinanderreihen.
Im Jahre 2772 vor der Zeitrechnung stand bei den Ägyptern, die hervorragende Astronomen waren, bereits fest, dass ein Jahr 365 Tage hat. Das Schaltjahr (zum Ausgleich dafür, dass ein Jahr nicht genau 365 Tage, sondern ein paar Stunden länger ist) wurde allerdings auch in Ägypten erst im Jahr 238 v. Chr. eingeführt. Bis dahin behalf man sich mit anderen Lösungen.
Von den Ägyptern übernahmen die Römer ihren Kalender - und so kam er schließlich zu uns.
Die Kalender, nach denen andere Völker rechneten und noch rechnen, erscheinen uns zuweilen recht kurios. Da sind zum Beispiel die Chinesen, die zunächst von einem "Mondjahr" mit 360 Tagen ausgingen, dann wechselnde Jahre einführten (jeweils zwölf Jahre zu zwölf Monaten und sieben Jahre zu dreizehn Monaten) und die heute mit "Monaten" (oder wie man es nennen will) zu 60 Tagen rechnen.
In Indien, wo die einfachen Leute keine Schaltjahre kennen, gibt es Jahre von verschiedener Länge - sie haben einmal 354, dann 360 oder 366 Tage. Zuweilen werden fünf Jahre von 366 Tagen zu einer Periode von 1830 Tagen zusammengesetzt.
Übrigens haben die Inder auch andere Zeitabschnitte als wir. Ihr Tag hat 60 Stunden (obwohl sie dieses Wort natürlich nicht benutzen), die jeweils in 60 Minuten, diese wieder in 60 Sekunden und jene schließlich in 60 noch kleinere Einheiten geteilt sind. Die bei uns übliche kleinste Zeiteinheit ist die Sekunde - bei den Indern ist diese Einheit nur einen Sekundenbruchteil lang.
Auch die Mohammedaner haben einen besonderen Kalender, bei dem jeweils 19 Jahre 354 Tage lang und elf Jahre 355 Tage lang sind. Es sind reine "Mondjahre", die mit der Zeitspanne von einem Neumond zum anderen rechnen.
Natürlich sind auch die mohammedanischen Länder im amtlichen Verkehr längst zur westlichen Kalendereinteilung übergegangen, und auch die Inder und Chinesen rechnen westlich, wenn es um internationale Vereinbarungen geht. Aber im Volk und in der Religion sind die alten Kalenderbräuche dort noch sehr lebendig.
Der "Kalender" war also ursprünglich nur eine Zeiteinteilung. Im Mittelalter wurde bei uns dieser Kalender zu Büchern ausgearbeitet, die über die Verteilung der Monate, der Wochentage und - vor allem - der Feiertage Auskunft gaben, im übrigen aber gute Ratschläge und Wetterregeln, unterhaltsame Bilder und erbauliche Geschichten, denkwürdige Ereignisse und lyrische Gedichte enthielten.
Damals war solch ein Kalender oft das einzige Buch im Haus, und die ganze Familie schöpfte Rat, Belehrung und Erbauung daraus.